Get a load of this – Glaubensfragen im Blog!?

Immer häufiger schaffen es einige Idioten (diese Bezeichnung ist noch milde ausgedrückt) beispielsweise bei Google+ mit Hasstiraden und widerlichen Parolen in die Kategorie „Angesagte Beiträge“. Dadurch erhalten diese Randgruppen eine mir schier unbegreifliche Aufmerksamkeit für Ausländeranfeindungen und Religionsinfragestellungen. Keine Ahnung wie die das funktioniert, warum die das dürfen und in Herrgotts Namen für so eine Sauerei (dieser Ausdruck ist ebenfalls äußerst gelinde ausgewählt) überhaupt eine Plattform geboten wird. Der Konzern unternimmt nichts dagegen und ich werde zudem zwangsläufig und ungefragt im Stream mit beknackten Äußerungen konfrontiert.

Schick mit F dich, denn tre chic ist das nich!

Klar bin ich für freie Meinungsäußerungen und für Demokratie und so. Aber nicht um jeden Preis. Das, was vor gar nicht allzu langer Zeit bei einem französischen Satire-Magazin passiert ist, kann und will ich (wie wohl hoffentlich alle) nicht gutheißen. Dabei meine ich gar nicht allein die Tat als solche oder die Frage „darf Satire alles?“, sondern vor allem das Motiv im wahrsten Wortsinn. Damals habe ich mich im Rahmen eines – von der genannten Thematik völlig losgelösten – Blogposts über die Not der Printmedien ausgelassen und die ursprünglich geplante Headline geändert sowie den Veröffentlichungstermin auf unbestimmte Zeit verschoben. Auch habe ich auf die allerorts genutzte Abbildung verzichtet, was ich jetzt einfach nachholen werde:

Je suis Charlie

Damals fand ich es pietätlos von Printmedien und Tod zu sprechen (der anfängliche Titel lautete „Die Printmedien sind schon wieder tot“) – wo doch beides an einem Tag, in einem unglaublichen direkten Zusammenhang stand. Später beließ ich es bis dato bei einem Hinweis auf das erschütternde Ereignis. Nun greife ich das oben erwähnte Motiv „Glaube“ aus gegebenem Anlass erneut auf. Schließlich steht doch Ostern vor der christlichen Kirchentür und der Webmaster Karfreitag Good Friday ruft diesmal auf, sich zum Thema „Glaubensfragen im Blog“ auszulassen.

Weißt du eigentlich wieviel Sternlein stehen?

Das höchste Fest der Christenheit also. Fast alle so Yeah oder umgekehrt Buh. Kann oder will ich aus norddeutscher Heidensicht sowieso nicht wirklich zelebrieren. Alle anderen so Buh oder an dieser Stelle Yeah. Natürlich verbringe ich das ultralange Wochenende mit der Familie und ich bepinsele Eier und bastele Körbchen und hüpfe unbeschwert mit Hasen um die Wette – der normale Wahnsinn eben. Aber aus religiöser Sichtweise habe ich wohl den Fahrstuhl in die Hölle gebucht. Im Islam spricht man übrigens von Djahannam. Weiß doch ohnehin kaum jemand, was mit DJ Jesus abging. Am Ende wollte uns Uwe lediglich einige erholsame Freizeit-Tage schenken. Denn zwischen Ostereiergesuche und Schlemmerei geht die wahre Bedeutung von Feiertagen immer mehr verloren. Zu Weihnachten ist das bekanntermaßen ganz anders. An diesen besinnlichen Tagen weiß ein Jeder ob der Bedeutung von Konsum und rot-weiß gekleideter Brause-Männchen mit grau meliertem Bart. So oder so ähnlich will es die Geschichte…

Vor kurzem habe ich im Rahmen einer Neuauflage der Quellenbibel zahlreiche Wortspiele (und wirklich tolle Blog-Vorschläge zur Raubtierfütterung des Feedreaders) vom Stapel gelassen. Bevor ich also wieder eine seriöse Berichterstattung abliefere oder sämtliche Fanatiker das Weite suchen, schnell noch einige Auszüge daraus – passt halt so wunderbar 😉

Fernab der Kreuzzüge und heutigen Glaubenskriege existiert in einer Welt namens ‚Internet der Dinge‘ (englisch Game of Thrones Internet of Things) eine wirtschaftlich und politisch unabhängige Gemeinschaft, die tickt. Die sauber tickt und vermutlich Hexenverbrennungen und Shitstorms intellektuell richtig einordnen und vor allem trennen kann. Nicht nur zeitlich. Eine Truppe mit vertretbaren Meinungen, die als querdenkende Influencer verschrien ist, Gläubige respektive Follower um sich schart und aus einer Sonnenfinsternis oder einem Mittelfinger im Zweifel einen PR-Coup zaubert.  

OMG – Wie komm ich da bloß rein!?

Gar nicht so einfach die Kurve zu kriegen. Ich kann halt nicht anders. Doch liegen mir zwei Dinge am Herzen, die den Bogen zu Public Relations und zur Blogosphere schlagen sollen. Zum einen ist da der Kommunikationskodex für mehr PR-Ethik inner- und außerhalb der Branche, den ebenfalls keine Sau kennt oder in Gänze berücksichtigt. Letztgenannte Aussage wird jedenfalls durch eine nicht repräsentative Umfrage gestützt:

Standards für PR und Kommunikation

Ethik und Glaube und entsprechende Fragen im Blog gehören meiner Meinung nach zusammen. Unabhängig von der eigenen Einstellung und politischen Grundhaltungen, sollten Blogger sich mit privaten Äußerungen eher zurückhalten. Selbstredend sind Public Affairs im entsprechenden Kontext herzlich willkommen. Als Blogger muss ich allerdings eine gewisse Distanz bewahren. Nur so kann (wenn überhaupt gewollt) eine Annäherung zum Journalismus und folglich Akzeptanz nachhaltig gewährleistet werden.

Zum anderen ist da die Netiquette, die häufig durch unbelehrbare und beratungsresistente Charaktere ausgehebelt wird. Für mich bleiben diese Verhaltensformen und unausgesprochenen Richtlinien unabdingbar:

based on rules of ello

Ich wünsche schöne Ostertage (gehabt zu haben) und freue mich sowohl über erbostes als auch kritisches wie lustiges Feedback zu Glaubensfragen im Blog. Sei es am Ende nur der Fußballgott, der die Gemüter bewegt.

Bislang unbestätigt, hat Marc Ostermann von PR Desk die diesjährige Zielbar-Aktion zur Selbstbeweihräucherung am schnellsten gelöst. Glückwunsch lieber Osterhasi, dir winkt ein 30-tägiger Bannerplatz auf unserer Homepage!


Autor: Stefan Schütz /
Foto: Rita Gäbel / pixelio.de

10 Kommentare zu „Get a load of this – Glaubensfragen im Blog!?“

  1. Hallo zusammen,

    sehr interessantes Thema. Ich bin noch relativ neu im Blogging-Geschäft und habe mich bisher sehr von Politik und Religion als Themen fern gehalten. Mir ist bewußt, dass kontroverse Themen, Dinge gegen den Mainstream, mehr Menschen interessieren und damit öfters gelesen werden. Allerdings ist mir auch bewußt, dass mein Dasein nicht vollkommen losgelöst von Allem ist. Das was ich schreibe und so wie ich handle, steht in Beziehung zu anderen Menschen (Familie, Kollegen, Leser, …). Damit habe ich Einfluss auch ohne Influencer (BTW gibt es da ne Impfung gegen?) zu sein. Mit diesem Einfluss geht eine Verantwortung einher, welcher ich nur gerecht werden kann, wenn ich mich an meine moralischen Grundsätze halte und authentisch bleibe. Wenn ich mich an meine moralischen Grundsätze halte, bedeutet das, dass meine Rechte dort enden, wo die Rechte Anderer eingeschränkt werden. So kann ich mich zu Religion und Politik natürlich äußern und meine Meinung vertreten, solange ich dabei niemand anders in seinen Rechten einschränke. Mit Diskriminierung, Beleidigung, haltloser Spekulation, Mutmaßungen usw. schränke ich aber ganz deutlich Rechte ein. Wenn das dann wiederum nicht so oft gelesen wird, ist das eben so. Deswegen mein klares Commitment zur Blogiquette/Netiquette.

    Viele Grüße
    Stefan Müller

    1. Hallo Stefan,

      ich verfolge dein Blog ja nun schon eine ganze Weile und ich finde beispielsweise dein Pensum (über das wir schon gesprochen haben) enorm. Die Themen die du behandelst und vor allem wie du diese behandelst sind kein Mainstream und echt schön umgesetzt. Authentizität kann dir und mir (also uns) keiner absprechen und die Leidenschaft für eine Sache ebenfalls nicht. Dennoch macht es mir auch unumwunden Spaß mit gegensätzlichen Meinungen konfrontiert zu werden – der Ton macht bekanntlich die Musik…

      Abgesehen davon, ist es doch stets ein tolles Feedback. Wenn ein anderer Blogger die geschriebenen Texte auseinander nimmt, dann finden die Posts doch Anklang. Sie werden gelesen, kritisch beäugt, weitergetragen. Das wollen wir doch am Ende des Tages, oder nicht!?

      Danke für deinen ausführlichen Kommentar und die Unterstützung in diesem Punkt!
      Viele Grüße
      Stefan, too

      1. Hallo Stefan,

        danke dir für die netten Worte! Ich gebe dir vollkommen Recht. Ansonsten könnten wir unsere Meinungen ja auch getrost für uns behalten oder damit Freunde und Familie nerven. Fachkräftemangel ist ein solches Thema beispielsweise. Bei manchen Diskussionen sitze ich dann schreiend vor dem Fernseher (was wiederum Freunde und Familie nervt). Deswegen bin ich dankbar für ein Medium, welches mir erlaubt auch ohne journalistischen Anspruch (vielleicht auch ganz ohne irgendeinen Anspruch) meine kontroverse Meinung zum Besten zu geben. Allerdings immer mit dem gebotenen Respekt für das Gegenüber.

        So long
        Stefan

  2. Klar stehe ich zum den Kodizes und den Selbstverpflichtungen – in meinem Beruf als PR-Berater und beruflicher Fachblogger.
    Hätte ich einen privaten Polit-Blog sähe das anders aus. Hier würde ich mich bestimmt nach aktuellen Moralvorstellungen in Deutschland zumindest ethisch fragwürdig verhalten, da ich die soziale Volksgemeinschaft als Konstrukt vollkommen ablehne und an den Wert des Menschen glaube. Aber das ist eine andere Geschichte… 😉

  3. Hallo Nicolas,

    du bist ein gutes Beispiel 😉 auch in den persönlichsten (und vermeintlich erfolgreichsten) Beiträgen hältst du dich mit deiner politischen Gesinnung zurück. Geht es doch – wie du richtigerweise sagst – um Informationen und nicht um Empfindlichkeiten! Ich glaube wir sind uns um Grundsatz einig… bist du doch z.B. auch ein Verfechter des angesprochenen Kodex.

    VG
    Stefan

  4. Moin Stefan,

    ich schließe mich Ede an und widerspreche Deinen Thesen.

    Ein Blogger wird nur erfolgreich sein, wenn er eben persönliche Meinungen äußert und sich klar positioniert. Erst dadurch wird er zum Influencer durch Erkennbarkeit bei seinen Zielgruppen. Das ist auch der springende Punkt: Der Blogger bedient seine relativ klar umrissene Zielgruppe. Und das kann eben ein Antifa-Blogger ebenso wie ein Pegida-Blogger sein. Oder Tichy.

    Ein Blogger muss sich eine klare Strategie zurechtlegen, was er überhaupt erreichen möchte. In meinem Blog geht es beispielsweise weniger um Meinung als um Information. Aber die Artikel, in denen ich mich weiter (persönlich) aus dem Fenster lehne, waren die erfolgreichsten.

    Und letztlich ist ein Blogger eben kein Journalist, auch nicht im Sinne der Unternehmenskommunikation. Vielmehr ist er ein Multiplikator in den definierten Zielgruppen des Unternehmens, deren Influencer er ist.

    So long.

    Werde das jetzt kritisch teilen 😉

    Nico

  5. Moin Stefan,

    ich muss ehrlicherweise gestehen, ich habe deinen Text mehrfach lesen müssen um halbwegs eine Antwort auf die einleitende Fragestellung zu finden (das mag heute vielleicht auch daran liegen, dass in meinem Kopf jemand mit einem übergroßem Vorschlaghammer seine Arbeit verrichtet).
    Dein Artikel trieft nur so vor Ironie und stellt einiges in Frage (was ich dir als Absicht unterstelle), was in unserer heutigen Moderne sicherlich auch berechtigt ist.

    Was ich nicht wirklich verstehen kann (oder vielleicht auch nicht will), ist die Meinung, dass der Blogger sich mit privaten (Glaubens-) Fragen und Stellungsnahmen, zurückhalten sollte. Das mag aber evtl. auch daran liegen, dass ich dem Blogger als solches, mehr wie den Journalisten, die persönliche Meinungsäußerung zugestehe und auch in gewisser Weise abverlange. Ich lese auf dem Blog schließlich keine Tageszeitung.

    In meinen Augen sollte ein Blogger, wenn er schon Stellung bezieht, seine ureigene (persönliche) Meinung wiedergeben und sich einmischen, was ich dem Journalisten als objektiven Berichterstatter nicht zugestehe. Es sei denn, es ist als Solches gekennzeichnet (z.B. eine Kolumne).

    Vielen Dank für einen wirklich guten Artikel, der mir mal wieder sehr viel mit auf den Weg gibt.
    Angenehme Ostertage und lasse dein um die Wette hoppeln nicht in Stress ausarten.
    LG Ede

    1. Hallo Peter,

      danke für dein Feedback! Grundsätzlich unterscheide ich zwischen Privat- und Berufsleben. Natürlich vermischen sich Meinungen, Erfahrungen und Gegebenheiten – Emotionen bereichern auch dieses Blog…

      Was ich zum Ausdruck bringen möchte: es gibt gewisse Regeln, an die sich jeder (Hobby-)Blogger und Autor halten sollte. Ich spreche von einen Rahmen, nicht von einem [str]engen Korsett. Sexistische oder rassistische Äußerungen sind absolut inakzeptabel. Zugegebenermaßen beides Extreme, aber deshalb pauschalisiere ich auch nicht. Es geht um Distanz und nicht um ein Verbot. „Eine ureigene Meinung äußern und sich einmischen“? Ja, unbedingt! Persönlich sein und Persönlichkeit verkörpern? Gerne! Dabei verletzend und ungerecht sein? Nein, das geht und will ich nicht!

      Viele Grüße
      Stefan

      1. Moin Stefan,
        du bringst es auf den Punkt – genau das ist es.
        Ich wollte auch nicht in deinen Text etwas hinein interpretieren und jetzt ist es (für mich) erheblich deutlicher geworden.
        Einen schönen sonnigen Ostersonntag
        LG Ede

  6. Pingback: Ostern, Religion und Politik

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen