Bin ich eine Personenmarke, ist das erstrebenswert und wer weiß davon?

Mein persönlicher Kommunikationsmix im Web

Schon gewusst? Ego-Googeln steht im Duden und ist dort als gezielte Suche nach dem eigenen Namen im Internet mithilfe selbiger Suchmaschine definiert. Habe ich gemacht. Auch mit anderen Suchmaschinen, aber Ego-Bingen habe ich zumindest noch nicht gehört. Rund drei Viertel der deutschen Internetnutzer ab 14 Jahren haben laut einer Bitkom-Umfrage schon mal ihren eigenen Namen in eine Suchmaschine eingegeben. Wir sind nicht allein. Warum ich das getan habe? Ein Stück weit, um meinen Stellenwert als Personenmarke zu hinterfragen. Und darum geht es im folgenden Beitrag.

Personenmarke: Wer bin ich und was mache ich hier?

Mein Name ist Stefan Schütz und wer mich googelt, wird jede Menge Zeug von mir und gleichnamigen Künstlern im Social Web finden. Seite 1 inbegriffen. Ganz großes Kino. Wow – ist das erstrebenswert? Ja, ab und an. So hat der ehemalige Zielbar-Chefredakteur Andreas Quinkert einst mit einem Augenzwinkern „Vagabundierendes Fachsimpeln“ auf Platz 1 in allen Suchmaschinen gehievt. Dieser Umstand macht meinen geschätzten Kollegen allerdings noch nicht zu einer Personenmarke. Doch was ist das eigentlich?

Es geht nach Jochen Mai (Karrierebibel) darum, die eigene Person, Art und Kompetenz darzustellen sowie die individuellen Anliegen sichtbar zu machen. Im Zentrum steht der Aufbau einer Eigenmarke und positiven Reputation. PR-Doktor Kerstin Hoffmann schreibt hierzu in einer Neuauflage und im Rahmen ihrer „Blog- und Webparade für Personenmarken #personalbrandmix“:

Eine Personenmarke ist nicht das, was ich selbst aufbaue, sondern das, was andere über mich wahrnehmen. Ich kann also bewusstes Personal Branding betreiben. Kontrollieren kann ich es aber nur bedingt. Denn die Personenmarke, und das gilt eben auch für Markenbotschafter, entsteht erst im Auge, im Ohr, im Kopf meiner Empfänger und Gesprächspartner.

Wenn ich wie damals kackendreist behaupte, dass Andreas eine Personenmarke ist. Schmeckt ihm und dem Zielbar-Team das heute im neuen Kontext vermeintlich nicht mehr so. Im Auge, Ohr, Kopf einiger Betrachter ist in der Vergangenheit ein solches Bild aufgrund seiner Präsenz jedoch entstanden. Mittlerweile gehen alle ihren Weg allein. Fair enough, in dieser Konstellation und in diesem konkreten Fall profitierten alle davon.

Hörempfehlung: „Wie funktioniert Personal Branding?
(Podcast von Futurebiz in Form eines Interviews mit Dr. Natalia Wiechowski zum professionellen Umgang bei LinkedIn)

Personal Branding: Willst du mit mir gehen und sehen?

Kommen wir zu meinem digitalen Ich zurück. Bin ich eine Personenmarke? Dürfte ich mich als solche bezeichnen? In einem ähnlichen Zusammenhang habe ich vor einiger Zeit renommierte Köpfe aus der Kommunikationsbranche gefragt, ob sie sich für einen Influencer halten. Die einhellige Antwort darauf hieß im Wortlaut: „Das entscheide nicht ich – ich bezeichne mich nicht so!“. Oder wie es Klaus Eck auf Anfrage von Christian Müller für den lesenswerten Beitrag „Professionelles Influencer-Marketing“ treffend beschreibt:

Wer sich selbst als Influencer bezeichnet, liefert einen kleinen Hinweis darauf, dass er in Wirklichkeit ein Fakefluencer ist. Echte Influencer überzeugen durch ihre Arbeit und Leidenschaft, sie sprechen nicht dauernd darüber, wie wichtig sie als Influencer sind. Letztlich entscheidend ist die Wirkung, die Influencer erzielen. Nicht die Follower- oder Fanzahlen sind die entscheidende Größe, sondern das Engagement, welches Influencer auslösen.

Somit tue ich mich ebenfalls schwer damit, mich als Personenmarke zu bezeichnen und darüber zu schreiben. Was ich hingegen mit spielerischer Leichtigkeit behaupten kann ist – ich kommuniziere bewusst in einem professionellen Kontext. Mache mir Gedanken über die Auswirkungen meines Handelns und gebe ein „Kanalversprechen“ ab. Übrigens ebenso mit diesem Beitrag, wie ich später zeige.

Perscheids Abgründe zu Personenmarken und als Experte

Das Kanalversprechen beantwortet Fragen wie „Was erwartet den spezifischen Nutzer hier?“. Und „Welchen Nutzen hat er davon, zu hören, zu lesen oder zu sehen, was hier ausgesendet wird?“.

Tipps und Tricks: Was kann ich für dich und mich tun?

Worauf ich hinaus will ist: Ob wir es wollen oder nicht – am Ende ist jeder von uns im weitesten Sinne eine Personenmarke. Egal ob öffentlich oder privat, wenn es diesen Unterschied im Zeitalter der „Digitalen Reformation“ noch gibt. Beruflich, unentgeltlich oder eine Mischform aus beiden. Sobald wir in irgendeiner Form mit Dritten interagieren, hinterlassen wir einen gewissen Eindruck.

7 Tipps für dein Personal Branding

Damit der erste Eindruck (sowohl analog als auch digital) stimmt, habe ich sieben Tipps für (bewusstes oder unbewusstes) Personal Branding aufgelistet. Eine eigens erstelle Infografik fasst zudem den Weg zur Personenmarke im doppelten Wortwitz zusammen:

  1. Ein vollständiges Profil sowie eine klare Kante zeugen von Persönlichkeit. Vorausgesetzt sind Selbstvertrauen, Mut, Kritikfähigkeit und Zeit, um die Personenmarke dauerhaft authentisch zu vertreten und mit ihr aus der Masse herauszustechen. Relevante Inhalte und konkrete Lösungen helfen dabei.
  2. Eine einheitliche Linie, ein kommunikatives Dach sowie wiederkehrende Charaktereigenschaften zeigen die Person hinter den Accounts. Klarnamen, Kryptonyme, Künstlernamen – sie gehen einher und zahlen gemeinsam in die Personenmarke ein.
  3. Ein organisch gewachsenes, funktionierendes und belastbares Netzwerk deutet auf eine hohe Reputation hin. Zugegeben innerhalb einer Filterblase, aber ungemein wichtig für die Personenmarke. Neben der Verbreitung von produzierten Inhalten, ist es die konstruktive Kritik daran, die beim Aufbau einer positiven Wahrnehmung nach außen sowie hinsichtlich der Kompetenz hilft.
  4. Eine unabhängige Meinung verleit dem Sendungsbewusstsein öffentlich Ausdruck. Wobei beispielsweise ein sogenannter Rant ausschließlich mit Bedacht und Substanz wirkt. Dann erhält die angestrebte Positionierung der  Personenmarke Verstärkung und Rückendeckung dank höherer Reichweiten.
  5. Ein Faible für Aufmerksamkeit und Anerkennung ist als Personenmarke unabdingbar. Die Anfragen häufen sich und die Kritik wird lauter. Sachliches Feedback inspiriert zu neuen Schandtaten, zwingt zur Überprüfung der eigenen Positionen und kann anfangs respektive am Siedepunkt des Schaffens schmerzhaft sein.
  6. Eine Fokussierung auf einen Kanal bietet sich für die Personenmarke als Sprachrohr an. Dies kann eine Kolumne, ein Blog oder sonstiges Standbein im Rahmen der Kommunikation sein. Durch Kreativität lassen sich Highlights setzen und personifizierte Verbindungen schaffen.
  7. Ein bisschen Wehmut ist angesagt. Je besser wir unsere persönlichen Talente einschätzen, desto leichter fällt die Selbstdarstellung. Nicht, dass wir uns am Ende als Bremer Stadtmusikanten bei DSDS bewerben und auf den großen Durchbruch hoffen.

Infografik Personenmarke: so gelingt Personal Branding (Stefan Schütz / PR Stunt)

Deine Personenmarke: Wie bist du drauf und unterwegs?

Leseempfehlung: „Influencer sprechen über Personal Branding
(Interview-Reihe von Klaus Eck für PR-Blogger mit Thomas Koch, Karla Paul, Frank Behrendt und Sascha Pallenberg)

3 Tricks für deine individuelle Personenmarke

  1. Visibilität: Blogparaden wie diese hier oder Interviewanfragen von Kollegen, eignen sich hervorragend um den eigenen Dunstkreis respektive die eigene Filterblase zu erweitern. Durch neue Leser entsteht mehr Reichweite und letztendlich eine höhere Wahrnehmung. Auch barrierefreie Freebies sind ein adäquates Mittel.
  2. Umtriebigkeit: Es dürfte nicht verwundern, dass ein persönlicher Kontakt auf die Persönlichkeit einzahlt. Um deine Personenmarke zu stärken, empfehle ich dir die aktive Teilnahme an Barcamps. Nimm dir darüber hinaus ausreichend Zeit, mit potenziellen Gastautoren zu sprechen und gemeinsam über den Tellerrand zu schauen, quer zu denken.
  3. Interaktion: Für deine Positionierung ist es sinnvoll, dich an Diskussionen konstruktiv zu beteiligen. Jeder Blogger liebt es, einen sachdienlichen Kommentar zu erhalten – also immer wo es geht gerne ein Feedback geben. Getreu dem Motto „sharing is caring“ kannst du zudem deinen Respekt an gelungenen Inhalten ausdrücken. Animiere umgekehrt deine Follower durch Umfragen oder eine Bitte um Rat, sich interaktiv einzubringen.

Abschließend zeige ich ausgewählte Kanäle aus meinem Kommunikationsmix zum Aufbau der persönlichen Personenmarke auf. Dabei orientiere ich mich an den zwei obigen Fragen zum Kanalversprechen: „Was erwartet den spezifischen Nutzer?“ und „Welchen Nutzen hat er davon, zu hören, zu lesen oder zu sehen, was ausgesendet wird?“. Quasi als exemplarischer Beleg, dass ich die zuvor genannten Tipps selber beherzige.

PR Stunt – PR. Marketing. Blog.

Das Blog PR Stunt beschäftigt sich auf selbstironische, kritische und teilweise musikalische Weise mit klassischen Kommunikationsthemen und Social Media. Leser erfahren Wissenswertes und Erstaunliches über Public Relations, Content-Marketing, Corporate Blogs und persönliche Erlebnisse des offenen Dialogs.

Ich bezeichne mich als Content-Enthusiast und Storyteller. Mit Marketing-Wurzeln, belastbarem Netzwerk und interessanter Filterblase sowie langjähriger Berufserfahrung auf Agentur- und neuerdings Unternehmensseite, gehen die Themen für das Blog nicht aus. Der größte Nutzen für den Besucher ergibt sich aus der Aktualität der behandelten Fragestellungen. Und den Impulsen für neue Blickwinkel – gepaart mit einer persönlichen Haltung, subjektiven Wahrnehmung und anonymisierten Insights. Eigene Inhalte wie Artikel, Infografiken oder Dateien stelle ich barrierefrei und kostenlos zur Verfügung.

Zielbar – Online-Magazin

Die Expertenplattform Zielbar hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Wissens- und Erfahrungsaustausch innerhalb einer starken Community zu fördern. Im Mittelpunkt stehen dabei die Themen Kommunikation, Marketing und Social Media. Das Herzstück des Gemeinschaftsprojekts ist das Online-Magazin gleichen Namens, über das neben dem mehrköpfigen Redaktionsteam auch branchenbekannte Gastautoren Praxis-Know-how vermitteln und Denkanstöße liefern.

Als Teammitglied bringe ich meine Erfahrungen als Blogger und PR-Berater ein. Kümmere mich mit um die interne und externe Kommunikation und zeichne für diverse Content-Strategien auf unterschiedlichen Social-Media-Kanälen verantwortlich. Bei jeder Gelegenheit zeige ich ferner als Moderator meine schlagkräftigen und vermeintlich humorvollen Redefähigkeiten.

VHS – Dozenten-Dasein

Die vielseitige und spannende Kommunikationsbranche hat eine große Anziehungskraft auf Berufsstarter sowie Quereinsteiger. Mein Team und ich sind uns dessen bewusst und begeistern für die Gestaltungsräume digitaler und klassischer Medien. Wir catchen Werbeschaffende und PR-Profis mit einer Reise durch die verschiedenen Kommunikationsdisziplinen und bedienen uns gemeinsam vielfältigen Tools.

Am Ende der Basis- und Wahlmodule steht für die Teilnehmer*innen das Zertifikat „PR-Berater*in VHS“. Zudem besteht die Option, die Prüfung bei der Deutschen Akademie für Public Relations (DAPR) abzulegen. Hier winkt zusätzlich der Titel „Kommunikationsreferent*in“. In insgesamt über 160 Unterrichtsstunden erhalten die angehenden Kommunikatoren geballtes Wissen, detailliertes Unterrichtsmaterial und unbezahlbare Erfahrungswerte aus praxiserprobten Beispielen.

Es ist ein langer Weg zur Personenmarke, der lohnt! Wie erarbeitest du dir dein Personal Branding und entwickelst es weiter? Welches Kanalversprechen gibst du? Gerne mit Beispielen und Links zu deinen Accounts.

Autor: Stefan Schütz
Foto: moise_theodor / pixabay.com

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15 Kommentare zu „Bin ich eine Personenmarke und wer weiß davon?“

    1. Hallo Albert,

      der Begriff Self Branding war mir gar nicht geläufig. Da es anderen vielleicht genauso ergeht, hier eine kurze Beschreibung aus dem Netz: „Self Branding ist der Sammelbegriff für Personal Branding und Team Branding.“

      Beste Grüße
      Stefan

  1. Hey,

    wir von der ONMA sehen es genauso wie der Marvin. Brands sind in der Tat spitze und es kann genauso Personen geben, die eine eigene Marke darstellen. Man sehe mich mal Cristiano Ronaldo an (um mal ein noch populäreres Beispiel aus dem Fußball zu nennen). Dieser weiß, wie man sich selbst zu vermarkten hat.

    Liebe Grüße

    1. Hallo ONMA 😉

      ich teile ja auch eure Meinung: Eine Personal Brand birgt Potenzial. Und Fußball-Fan bin ich auch. Aber auch Kommunikator und Content-Enthusiast. So sehe ich, dass CR7 unheimlich viel Geld mit der Vermarktung seiner Personenmarke verdient. Aber es bis heute nicht geschafft hat, sein Image aufzupolieren. Zumal er derzeit weitaus größere Probleme zu bewältigen hat – Stichwort: Krisenkommunikation.

      Viele Grüße nach Hannover
      Stefan

  2. Brands sind spitze. Egal ob nun eine große Marke oder einzelne Personen. Man schaue sich nur mal den Hype um den britischen Nationaltrainer an. Es wäre dumm den werten Herren Southgate nicht als Personenmarke zu bezeichnen. Es gibt aber zum Beispiel auch SEO-Größen, die innerhalb der Branche schon als Personenmarke gelten können.
    Sehr interessanter Artikel.
    Gruß Marv

    1. Hallo Marvin,

      danke! Ich weiß nicht, ob es „dumm“ ist, einzelne Personen respektive Persönlichkeiten nicht als Marke zu bezeichnen – der Begriff gefällt mir schlichtweg nicht. Das Beispiel passt aber sonst ganz gut. Und zeigt letztendlich auch die subjektive Wahrnehmung und den individuellen Umgang mit dieser Thematik.

      Viele Grüße
      Stefan

  3. Pingback: Mein persönlicher Kommunikationsmix – Blog- und Webparade für Personenmarken #personalbrandmix - PR-Doktor

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