Welche Rolle spielen Emotionen beim Bloggen?

Immer mit der Ruhe! Blogpost sollten nicht zu ichbezogen sein. Überschriften sollten nicht zu heftig sein. Bilder sollten nicht zu schrill sein. Persönliche Meinungen treffen ohnehin nur selten den Massengeschmack und wertvolle Tipps werden häufig als oberlehrerhaft erachtet. Wie man es auch macht…

Wenn ich den tollen Ratschlägen manch selbsternannter Internetz-Experten und Neuland-Spezis vollends Glauben schenken würde, verließe mich schnell die Lust am Bloggen! Deshalb verlasse ich mich lieber auf mein Netzwerk. Ein zugegebenermaßen recht kleiner Kosmos, geprägt von rein subjektiv auserwählten Personen mit ähnlichem Geschmack, charakterstarker Schreibe und Denke und vor allem authentischen Ansichten sowie belastbaren Aussagen. Hm – ich denke gerade kurz darüber nach, ob das zu oberflächlich ist oder erscheinen mag. Nur kurz, weil ich gerne andere Standpunkte anhöre, kontrovers diskutiere und aufgreife. Also ein klares nö!

Déjà-vu. Wenn ich den tollen Ratschlägen manch selbsternannter Internetz-Experten und Neuland-Spezis vollends Glauben schenken würde, verließe mich schnell die Lust am Bloggen! Deshalb verlasse ich mich lieber auf mein Gefühl. Ein zugegebenermaßen recht kleiner Kosmos, geprägt von rein subjektiven Wahrnehmungen mit unbestreitbarem Geschmack, Charakterstärke und Charakterschrift und vor allem authentischen Einsichten sowie belastbaren Ausbrüchen. Hm – ich denke gerade kurz darüber nach, ob das zu oberflächlich ist oder erscheinen mag. Nur kurz, weil ich gerne andere Standpunkte anhöre, kontrovers diskutiere und aufgreife. Also ein klares nö!

Aufhören, wenn es am schönsten ist? Quatsch, Hofpause („Emotionen Pause machen“) beenden und sich halt noch schöneren Dingen widmen! Schließlich möchte man doch stetig Wissen ansammeln, von den Erkenntnissen anderer profitieren, Trends antizipieren, Motive und Motivationen verstehen lernen, um so seinen Horizont zu erweitern. Zumal Erfahrungen doch geprägt sind von Emotionen – sowohl durch positive als auch negative Errungenschaften. Unabhängig davon, ob es die eigenen sind oder durch wunderbar übermittelte Anekdoten Dritter entstehen.

Aus dem Affekt entwickelt sich häufig eine großartige Kommunikation. Ein Dialog auf Augenhöhe. Dabei unterscheide ich nicht zwingend zwischen Gefühl und Emotion. Ist doch ein Gefühlsausbruch beispielsweise eine gelebte selbige. Übertragbar auf das reale und virtuelle Leben. Machen wir also keine Wissenschaft daraus, sondern lassen die Praxis walten: im Rahmen der Blogparade „Emotion schafft mehr Wert“ habe ich sieben Beispiele aus dem Gedächtnisprotokoll gekramt, die diese geäußerte These untermauern sollen…

Nicht ohne Emotionen – 7 prägende Momente

#1 Weine nicht, wenn der Regen fällt. Und bitte erspare dir und uns den Versuch mit Singen und Tanzen auf Youtube Aufmerksamkeit zu erhaschen. Viralmarketing ist kein Selbstläufer, sondern hohe Kunst. Außer Chuck Norris*, dem bekanntlich alles gelingt und zu seinem Ehrentag hier Erwähnung findet, benötigen Alltagshelden hierzu eine außergewöhnliche oder zumindest hochwertige Botschaft samt Hintergrundinformation. Eine große Klappe mit ordentlichem Bums dahinter. Heutzutage bekannt unter dem Pseudonym geiler Content.

Vermeintlich leichter ist es, seinem Ausdruck eine Stimme zu verleihen. So beschreibt es Walter Epp in einem Gastbeitrag bei toushenne:

Eine Stimme hilft dir du selbst zu sein. Deine eigene Stimme reflektiert dein wahres Ich. Sie ist dein Markenzeichen [und überträgt im weitesten Sinne Emotionen wie Leidenschaft und Qual; Anm. d. Red.].

Menschen mit einer Stimme polarisieren, inspirieren, motivieren und wecken Gemütsbewegungen (schon bekloppt, was die Synonym-Funktion alles ausspuckt).

#2 Mut beweisen, innerhalb der PR – keine einfache Aufgabe. Kein Grund zur Aufgabe. Denn mutig und ganz bei sich zu sein, widerspricht nicht zwangsläufig dem Gefüge, in dem sich Öffentlichkeitsarbeit-Arbeiter meistens bewegen. Auch wenn

Kommunikatoren latent durch einen ihnen innewohnenden Zwiespalt beansprucht werden. Den Widerspruch, eine eigene Meinung zu haben und gleichzeitig das Image des Unternehmens durch publikumswirksame Inszenierung zu gestalten. Müssen sie doch gleichermaßen vermitteln, nivellieren und emotionalisieren.
Jeanne Wellnitz, Redakteurin beim Magazin pressesprecher

Glaubwürdigkeit schafft Vertrauen beim überaus sensiblen Umgang mit der zunehmend kritischen und bestens organisierten Community. Eine sinnvoll getaktete Weitergabe von Details beschwichtigt in Form von Transparenz die geschulte Aufnahme der Krisen-PR.

#3 Verändere deine Worte und verändere dadurch die Welt. Puh, ziemlich abgedroschen. Juhu, beinahe banal.

Nehmt euch bitte die Zeit, dieses Video in Gänze anzuschauen. Es lohnt sich. Enthält es doch keinerlei Werbebotschaft und verdeutlicht, wie identischer Inhalt durch bedachte Wortwahl eine völlig neue Bedeutung oder Beachtung erlangt!

Dieser [eine veränderte] Satz war erfolgreicher, weil er Emotionen erzeugte. Das ist die Macht der Wörter. Wörter berühren. Wörter bewegen. Wörter überzeugen.

Diesen Duktus hat sich Vladislav Melnik in einem seiner Beiträge im Affenblog zu Nutze gemacht und die fünf wichtigsten Wörter der deutschen Sprache in unmittelbarem Zusammenhang mit der zu überzeugenden Leserschaft gestellt.

#4 Hä (das heißt „Wie bitte“ – sagt Papi zum Sohnemann regelmäßig), wer bist du denn? Wer übrigens etwas Zeit mitgebracht hat, der möge bei Stupidedia nach der Steigerungsform des äh Begriffs Hä stöbern. Herzlich gelacht. Nicht, dass es hier am Ende des Tages um Emotionen geht…

Kommen wir zurück zur Empathie. Um die geht es Andreas Quinkert nämlich, wenn er sagt:

Ich hasse es, einfach so zugeschwallt zu werden. Megafon-Kommunikation ist out [und sowas von 80er Jahre; schon wieder eine lapidare Anm. d. Red.].

Vielmehr geht es bei der modernden modernen Unternehmenskommunikation ausschließlich um Interaktion und Zweisamkeit Dialog. Dafür müssen sich die ehemals stumpf posaunenden Informationsgeber allerdings die Mühe machen, herauszufinden, was die definierte Zielgruppe im Verlaufe der Customer Journey wirklich interessiert. Nur wenn die dargebotenen Inhalte als relevant und hochwertig erachtet werden und einen (Obacht: nahtloser Übergang von mehr Wert und Emotion) Mehrwert bieten, wird der Masterplan aufgehen. Empathie ist hierzu der Schlüssel.

#5 Jetzt zählt eine Facebook-Page nicht unbedingt zur Königsdisziplin eines Bloggers. Eigentlich zählt jene überhaupt zu keiner verpflichtenden Disziplin. Jedenfalls nicht, wenn man als Social Media Manager etwas mehr in die Beratungswaagschale wirft, als „hey, das machen alle so und überhaupt“. Ein bisschen mehr Disziplin, bitte. Ein bisschen mehr Herzblut. Mir geistern zum hiesigen Thema zwei Beispiele aus jüngster Vergangenheit im Kopf herum, die ich nicht vorenthalten möchte.

Die Bundesregierung hat eine eigene Fanseite beim blauen Riesen und erntet dort erwartungsgemäß täglich derbe Kritiken und ausufernde Beschimpfungen. Doch anstatt die notorischen Pöbeleien emotionslos zu ignorieren, nimmt das pfiffige Redaktionsteam die Herausforderung gekonnt an:

Hass­ti­ra­den bei Facebook gegen die Bundesregierung

Es gibt unzählige weitere Anregungen bei Facebook und im Internet. Für diese habe ich keine zwei Minuten suchen müssen. Hoffentlich hält die Bundesregierung den Hasstiraden (die weit über das gewählte Beispiel hinausgehen) auf charmante Art und Weise stand und das Team nach wie vor entemotionalisierende Worte parat.

#6 Am Rande der Rant-Notiz (sic!). Irgendwann kommt wohl jeder einmal an einen Punkt, sich Luft verschaffen zu müssen – in Foren, in Blogs. Ein sogenannter Rant taugt eigentlich nicht als Diskussionsgrundlage, vermittelt aber sehr gut die emotionale und einseitige Sichtweise zu einem ganz bestimmten Thema. Einem Thema, dass dem Blogger am Herzen liegt. Der Inhalt des niedergeschriebenen Monologs beschäftigt den Autor vielleicht schon längere Zeit und musste genau jetzt einfach mal raus. Gerne gespickt mit maßlosen Übertreibungen, aber mit ironischen Bemerkungen oberhalb der Gürtellinie. Emotionen in Reinform. Selbstverständlich lassen Reaktionen nicht lange auf sich warten. Trolle und andere Bestien in Menschengestalt warten meist auf eine solche Gelegenheit und sind sogar des Öfteren der Auslöser.

Rant-Bemerkung bei Facebook

#7 Zum Schluss erzählt uns Nicolas Scheidtweiler noch eine schöne Gutenachtgeschichte. Wake up! Denn auch Storytelling basiert auf Emotionen:

Emotionen machen den Unterschied – schaffen einen Mehrwert. Richtig angewandt schärfen sie die Sinne, bilden die Grundlage für ein Alleinstellungsmerkmal und fesseln die Zielgruppe. Ganz ohne Gefühlsduselei und ultimative Lobhudelei.

Was bringt euch denn in Wallung? *Wahlweise können via Kommentarfunktion auch Chuck Norris-Sprüche à la „Chuck Norris kann unter Wasser grillen“ abgelassen werden – ick freu mir 😉


Autor: Stefan Schütz /
Foto: Wolfgang-Dirscherl / pixelio.de

5 Kommentare zu „Welche Rolle spielen Emotionen beim Bloggen?“

  1. Pingback: Die Social Web News der 12. Kalenderwoche

  2. Hallo Stefan,
    ziemlich genial und sehr, sehr leidenschaftlich emotional – dein Schreibstil ist schon… mmmhhh… ziemlich einmalig. Ich möchte mich weitestgehend der Meinung von Hans anschließen, aus dem ganz einfachen Grund: Ich kann es schon langsam nicht mehr lesen, diese vielen, trockenen, immer sich wiederholenden, super klugen, allumfassenden klugen Ratschläge von den vielen, vielen Klugscheißern (oder wie heißen diese Wichtigtuer noch?)…

    Ich habe in den letzten Wochen so viel gelesen und auch versucht mir einiges anzueignen und auch ebenso klug umzusetzen wie mir geheißen wurde – und nun, was habe ich davon letztendlich gehabt? Außer, dass ich selbst gemerkt habe, dass sich mein Schreibstil verändert hat, ich mehr drüber nachgedacht habe… ach was soll‘s… ich schreibe mich in Rage… ich kann‘s einfach nicht mehr lesen!

    Aber dieser Artikel von dir hat eine ganz andere Herangehensweise an diese Problematik, die mich daran erinnert, was wichtig ist beim Bloggen…
    Bleib du selbst, bleib authentisch, liebe dich und deine Emotionen und lebe (schreibe) diese bis zum Erbrechen in den Blog hinein. Und eine Zielgruppe hat ein jeder, jeder spricht irgendjemanden immer an, es findet sich immer wieder Leser, die auch meinen emotionalen “Schwachsinn” lesen werden und auch wollen.
    LG Ede

    Oh je… doch ziemlich viel als Kommentar, ich lese jetzt mal nicht quer und hoffe es passt so *lol*

    1. Hallo Peter,

      es scheint, als hätte ich bei dir einen wunden Punkt getroffen – in vielerlei Hinsicht! Schön, dass du deine Meinung so emotionsgeladen zum Ausdruck bringen kannst und möchtest. Einzig die Wortwahl zu den selbsternannten Experten im ersten Drittel deiner Ausführungen gefällt mir nicht… ich lerne nämlich noch immer, auch aus den vermeintlichen Fehltritten Dritter. Häufig wissen es die jung-dynamischen und durchaus erfolgreichen BloggerInnen gar nicht besser. Wie auch, wenn sich ein schneller Erfolg von Anfang an einstellt?!

      Ich schreibe nicht von richtig oder falsch, sondern von Authentizität, Leidenschaft und Weitblick. Jeder nach seiner Fasson! Einige Dinge kann ich aber für mich ausschließen und einfach anders machen. So profitiere ich (wie beschrieben) von meinem Netzwerk und einem guten Gefühl gleichermaßen 😉

      Es gibt einige Regeln, Richtlinien, Guidelines… nenne sie wie du willst. Deren Missachtung wird mittel- bis langfristig bestraft. Alle anderen „klugen Ratschläge“ würde ich eher als Vorschläge, Ideen oder Querdenkertum bezeichnen. Diese nicht vollends auszublenden, schadet sicher nicht!

      Du wirst weiter deinen Weg gehen und am Ende eine vertretbare Entscheidung treffen – für dich! Da bin ich mir ganz sicher. Bis dahin verfolgen wir einfach weiterhin unser gemeinsames Treiben 😉

      Herzlichen Dank für dein ausführliches Feedback und wunderbares Lob, denen ich in nichts nachstehen möchte. Bis bald und

      Viele Grüße
      Stefan

  3. Hallo Stefan,
    “Überschriften sollten nicht zu heftig sein.”
    Beinahe hätte ich geschrieben: Und immer die Überschriften mit “10 Dinge, warum man…; 5 Punkte, wie du…“, sind auch schon mal zu mainstreamig?
    Die Meinung, die ein Blogger auf seinem Blog vertritt muss auch nicht an die Masse angepasst sein. Ich find‘s sogar mit das wichtigste, dass ein Blogger da ganz authentisch ist, seine Meinung klar vertritt und auch ruhig Emotionen zeigt. Und wenn einer wütend ist. Na und, immer noch besser, als sich zu verbiegen.
    Wenn ich “angeschlagen” oder traurig bin, dann mach ich da auch kein Riesen Geheimnis drum. Gerade aus bloggen ist mir allemal lieber, als sich anzupassen und zu verlieren.
    LG Hans

    1. Hallo Hans,

      danke für dein emotionales Feedback! Ich finde die Überschriften à la „die 10 wichtigsten Dinge, die du unbedingt gesehen haben solltest“ derbe anstrengend und total ausgelutscht. Zugegebenermaßen bieten sich manchmal Formulierungen wie „5 Tipps“ oder „33 Tools“ super an – das gestehe ich auch zu 😉

      Ansonsten bin ich in meinen Post sehr ehrlich und vielleicht vermeintlich witzig und hoffentlich kann ich meine Begeisterung/Leidenschaft für ein bestimmtes Thema auch vermitteln…

      Wir sind uns einig und nur selten traurig!

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