Mit PR gewinnt man keinen Blumentopf

Cat-Content geht allerdings immer

Freud und Leid liegen bekanntlich nah beieinander. Das wissen spätestens seit dem letzten Wochenende wohl die Fußballfans aus Hannover, Stuttgart, Berlin, Hamburg, Freiburg und Paderborn am besten. Aber auch Anhänger des Eurovision Song Contests, Parteimitglieder der FDP oder Mitarbeiter von Adidas dürften zumindest erahnen, wovon ich spreche. Sieger und Verlierer, Bierdusche und Wahlpleite. Barfuß oder Lackschuh, alles oder nichts?

Lange habe ich das bunte Treiben der Blogosphäre rund um den Liebster Award nur aus der Ferne beobachtet. Beobachten dürfen, nominiert wurde ich schließlich nie. Wobei man das eigentlich gar nicht so genau ausmachen kann. So viele Blogs haben andere Blogs haben wiederum Blogs und bestimmt haben weitere Blogs sich gegenseitig ausgefragt und vorgeschlagen und gelobhudeleit [sic!] und benutzt und überhaupt. Es gibt allerdings auch kritische Stimmen. Richtige kritische Stimmen zum Liebster Award und nicht so ironische wie die hiesigen Worte. Von wegen: was soll das überhaupt, wie geht das wieder weg, wer bist du denn?

Mit PR gewinnt man keinen Blumentopf

Kein Spiel ohne Regeln

Mich erinnert der Liebster Award ein wenig an die Charakterbücher aus der 7. und/oder 8. Klasse. Diese beklebten Schulhefte mit gefühlten 200 gnadenlos investigativen Fragen zum Sinn des Lebens. Gibt es das heute nicht schon als App oder lohnt sich noch eine Startup-Gründung, um damit schweinereich zu werden? Kommt alles wieder. Vielleicht klappt es doch mit der Million vor dem 30. Lebensjahr. Na gut, 40. Lebensjahr. Ist aber in D-Mark umgerechnet identisch. Vergessen wir das.

Liebster Award-Richtlinien – PR-Punk- PR-Stunt- Version

  1. [Formerly known as 0.] Äußere dich (selbst)kritisch über dieses Gemeinschaftsprojekt und nehme kurz Stellung zu deinen Beweggründen.
  2. Bedanke dich artig und mit einem Lächeln im Gesicht bei der Person, die dich nominiert hat und verlinke gefälligst ihren Blog in deinem Beitrag.
  3. Beantworte in Gänze die Fragen, die dir bei deiner Nominierung gestellt wurden, nach besten Wissen und Gewissen sowie zwingend authentisch und gegebenenfalls mit dem gewissen Touch.
  4. [Formerly known as 3a.] Nominiere dann selbst und je nach Tageslaune BloggerInnen deines Vertrauens für den Liebster Award.
  5. [Formerly known as 3b.] Nominiere dann aufgrund deiner Tageslaune keine(n) BloggerInnen und begründe das mit deiner Abneigung zu Kettenbriefen. Immerhin hättest du dir die Mühe gemacht, die Fragen ordentlich zu beantworten.
  6. Erstelle eigens einen Fragekatalog, bestehend aus durchschnittlich 11 Fragen – nicht zu verwechseln mit 11 durchschnittlichen Fragen (denke mal drüber nach) – und sei dabei total unique oder wahlweise irgendwie schräg.
  7. Kreiere eine Punk-Version der Liebster Award-Richtlinien und verkünde vollmundig die Rückkehr der Poesiealben im internationalen Kontext. Informiere halt die Unwissenden über das Regelwerk.
  8. Vergiss deinerseits nicht, die von dir nominierten BloggerInnen, zu Grüßen und sie noch einmal persönlich über die Nominierungen für den Liebster Award zu informieren.

Jetzt wurde ich mit PR-Stunt.de innerhalb von zwei Tagen direkt zweimal für den Liebster Award nominiert. Das ist ja ein Ding. Bei aller Skepsis und Liebster zum Award Liebster zum Detail [sic!], da kann ich mich der ganzen Aktion doch nicht verwehren. Gegen die Ice Bucket Challenge habe ich mich trotz Nominierung hingegen gesträubt und eine Teilnahme ignoriert. Dabei fällt mir ein, dass ich stattdessen eine Summe X spenden wollte. Wird hiermit nachgeholt: fünf Bücher für meine Familie – alle mit dem Titel „Willkommen im Meer“ von Kai-Eric Fitzner für ihn und seine Familie #EinBuchfürKai. Check. Alles Gute!

Anscheinend sind nicht nur mir die Award-Kritiken allenthalben aufgefallen und offenbar gibt es diesbezüglich eine Art Rechtfertigungsnot für die begeisterten, stolzen und zustimmenden Teilnehmer. Beide Seiten der Medaille haben ihre Daseinsberechtigung. Dennoch fand ich die „3 Gründe, warum sich die Teilnahme am Liebster Award lohnt“ von Ivana Baric-Gaspar an dieser Stelle besonders erwähnenswert. Bevor es nach dem (wunderbaren Satzbeginn) Exkurs endlich ans Eingemachte geht…

Den zuvor genannten und leicht verfälschten modifizierten Richtlinien kann man entnehmen, dass im Rahmen des Liebster Award eigentlich elf Fragen gestellt werden. Jetzt hat Meike Leopold lediglich sieben Fragen an mich gerichtet und Ralf Bohnert das volle Programm ausgeschöpft. Großen Dank an euch beide! Deshalb habe ich ein „best of“ zusammengetragen und werde somit ebenfalls auf elf Antworten kommen. Doppelungen und Langeweile können so ausgeschlossen werden. Weitere etwaige Nominierungen (wer weiß das schon?) werde ich peu à peu im Blogpost namentlich erwähnen, aber diesen erst im nächsten Leben explizit nachkommen.

Just my two cents in mustard sauce

Seit wann bloggst du, wie bist du zum Bloggen gekommen?

Im Jahre 2o12 erreichte mich meine erste Interviewanfrage. Fast zeitgleich durfte ich einer geschätzten Kollegin bei ihrem ersten Buch behilflich sein. Dann passierte lange gar nix. Als F.B. aus S. am 65. Jahrestag des ersten Überschallflugs aus der Stratosphäre auf die Erde sprang, war das Blog endgültig geboren. Aus der Schnapsidee PR-Stunt wurde eine Leidenschaft. Seit Ende 2013/Anfang 2014 blogge ich kontinuierlich.

Was bringt dir das Bloggen, was liebst du daran besonders?

Tiefe Einblicke in die Köpfe anderer BloggerInnen. Man beschäftigt sich mit der Zeit automatisch intensiver mit Influencern, Blogger Relations, Trends und Networking. In erster Linie geht es wohl um Reputation und Selbstreflexion, vor allem aber um jede Menge Spaß an der Freude.

Gab es einen Moment, in dem du dein Blog am liebsten eingemottet hättest? Was war dein schwierigster Tag als Blogger?

Ganz ehrlich: Nö, Nie, Never! Zu keinem Zeitpunkt habe ich darüber nachdenken müssen. Auch nicht, als mein damaliger Chef überhaupt kein Fingerspitzengefühl oder Verständnis für das Blog aufbringen vermochte.

Hast du Lieblingsbeiträge, etwa solche, die besonders gut angekommen sind? Welchen Stellenwert hat die Monetarisierung deines Blogs?

Ja, immer der nächste Blogpost! Ich verdiene weder Geld mit meinem Blog noch habe ich jemals eine solche Intension zum Ausdruck gebracht. Auf einige Beiträge bin ich dennoch oder gerade deshalb besonders stolz. Zum einen sind da die besagten zaghaften Anfänge einer Rezension, Expertenmeinung und Danksagung. Zum anderen sind da tolle Erfahrungen mit Branchengrößen zum Thema Influencer. Ferner liegen mir das Gemeinschaftsprojekt Zielbar und das Vorantreiben von Gastartikeln am Herzen.

Lässt sich der Erfolg eines Blogposts deiner Erfahrung nach schon vor der Veröffentlichung einschätzen? Was möchtest du bewirken?

Ganz Bestimmt. Aus SEO- oder Buzzword- oder Design-Sicht gibt es zahlreiche Herangehensweisen und gut gemeinte Vorschläge für erfolgreiche Blogposts. Letztendlich befolge ich diese Grundregeln auch, breche aber zugleich mit meiner Art und Weise des Schreibens damit. Schließlich gibt es schon unendlich viele Blogs zu Public Relations, Content Marketing, Social Media und Kommunikation. So sollte jeder und unabhängig von Schwerpunkten etwas Eigenes einbringen, um sich von der Masse abzuheben. Genau das ist ja die Krux! Meine Wenigkeit zehrt sich nach Feedback, Aufmerksamkeit und Gedankenaustäuschen oder wie man das so sagen würde.

Misst du den Erfolg deines Blogs – und wenn ja, wie?

Ohne eine Debatte über Erfolg und Misserfolg führen zu wollen, lässt sich diese Frage aus meiner Sicht kaum beantworten. Erst sehr spät habe ich mir persönliche Ziele gesetzt, bin ich in die Thematik des Monitorings und dann auch noch eher oberflächlich eingetaucht und konnte ich mich mit der Relevanz von Analysen anfreunden. Google Analytics und wilde Umtriebigkeit sind meine Garanten der Erfolgsmessung.

Hast du einen Content-Plan? Wie organisierst du deine Themen?

Was es nicht alles zu beachten gilt. Als da wären der Themenplan, Redaktionsplan und Produktionsplan. Mein Themenplan besteht aus einer losen Linkliste, sortiert nach Oberthemen wie Native Advertising, Bewegtbild, Storytelling, Blogger Relations, Blogparaden oder Sonstiges. Mit einem ausgefeilten Redaktionsplan kann ich leider noch nicht dienen, von einem Produktionsplan ganz zu schweigen. Ich sammele Blogposts, halte Ohren und Augen offen und plane die Veröffentlichung in einem regelmäßigen Zyklus auf einer nur mir bekannten Skala.

Welchen Stellenwert haben Twitter, Facebook und Co. für dich?

Groß, größer, Stellenwert. Täglich durchforste ich meine jeweiligen Newsfeeds auf der Suche nach spannenden, spielerischen und schokoladigen Blogperlen. Dafür gehen manchmal viele Stunden ins Neuland, was sich meiner Meinung nach lohnt. Schließlich sind die Netzwerke eine tolle Inspirationsquelle. Hier wird Networking betrieben, gestenreich Diskutiert und liebevoll Gehetzt. E-Mails erhalte ich privat nur noch selten. Die Kommunikation (aktiv und passiv) erfolgt größtenteils über Google+, Facebook, Twitter und WhatsApp oder wahlweise per Kommentarfunktion in den Blogs. Zu Xing und LinkedIn habe ich neulich einen Blogpost mit zehn Tipps für deren Nutzung verfasst. Darin geht es ferner um Karriereplanung und Image.

Welches Blog oder welche Blogs sind deine großen Vorbilder?

Egal wo, wann, Sommer oder Winter – ich krieg nie genug steht in Klammern dahinter. Ich ziehe mir unheimlich gerne verschiedene Blogs rein. Häufig sind es einzelne Posts zu einem interessanten Thema oder zu Dingen die mich aktuell umtreiben. So dringe ich immer wieder in Blogosphären vor, die ich in meinem kleinen Kosmos nie zuvor für möglich gehalten hätte. Sage und schreibe 13 wilden Blog-Vorbildern würde ich ad hoc den roten Teppich ausrollen. Weitere wurden zwischendurch bereits genannt. Kein Ende in Sicht…

Welche Entwicklung oder Veränderung würdest du dir für die Blogosphäre wünschen?

Haltet mich für einen naiven Freigeist: es läuft doch alles gut! Offene Debatten, bedingungslose Unterstützung und großartig bunte Facetten von unterschiedlichsten Persönlichkeiten, Personas und Meinungen gehören zur Tagesordnung. Mit etwas Geduld findet jeder seinen Platz. Schön zu beobachten ist außerdem, dass sich nahezu alle BloggerInnen sehr gerne im realen Leben austauschen und die gemeinsame Zeit auf Barcamps, an Stammtischen oder in Sessions genießen. Freundschaften entstehen. Ausnahmen bestätigen die Regel. Vielleicht sollte der eine oder die andere etwas mehr Demut walten lassen. Nicht alles muss horrend vergütet werden und nicht alle Agenturen kann man den professionellen Umgang mit Blogger Relations absprechen.

Was wird der nächste große Schritt für dich bzw. dein Blog?

Gerne würde ich den nächsten Schritt gehen und beispielsweise mein Theme runderneuern. Mal etwas Geld in die Hand nehmen, um zumindest professioneller zu wirken. Seriös werde ich ohnehin nicht mehr. Zudem spuken zwei, drei verrückte Gedanke zu neuen Beiträgen und Formaten in meinem Kopf herum. Ist aber noch nicht spruchreif. Vergessen wir das.

Liebster Award-Fragen – PR-Stunt- PR-Punk- Version

  1. Wieso machst du hier beim Liebster Award mit?
  2. Wie bist du auf deine Nominierung aufmerksam gemacht geworden?
  3. Wer bist du und was machst du überhaupt?
  4. Wo warst du bei deinem allerersten Blogbeitrag?
  5. Was macht dein Blog aus?
  6. Warum ist Feedback von Blogger-KollegInnen so wichtig?
  7. Weshalb sollte man sich Ziele beim Bloggen setzen?
  8. Würdest du deinen schönsten Blogger-Moment bitte in Worte fassen?
  9. Wäre es nicht eine tolle Gelegenheit seine wichtigsten Ideengeber zu nennen?
  10. Wann wird das Bloggertum durch etwas anderes ersetzt?
  11. Wird es in naher Zukunft in deinem Blog eine Neuerung geben?

Sehr gespannt bin ich auf eure Antworten: the Nominees are Alex Kahl, Gitte Härter, Stefan Müller und Grit Langenbach.

Egal wie lieb euch jemand hat, ich habe euch Liebster 😉


Autor: Stefan Schütz /
Foto: Chris / pixelio.de

13 Kommentare zu „Mit PR gewinnt man keinen Blumentopf“

  1. Pingback: 11 Fragen & Antworten über das Bloggen (Teil 2)

  2. Hallo Stefan, sorry, ein bissele beschämt gestehe ich, dass mir dieser Beitrag wohl durch die „Lappen“ gegangen ist. Danke aber auch ein wenig später herzlich.
    Übrigens: Ich kann verstehen, wenn die Designfinger jucken, aber unproffessionell wirkst du derzeit auch schon nicht.

    LG Hans

  3. Pingback: Content Snippets [4-2015] | Herr R. schreibt über

  4. Pingback: 11 Fragen & Antworten über das Bloggen (Teil 2)

  5. ….jetzt weiß ich auch, mit welchem Hintergrund Du Spuren auf meiner Seite hinterlassen hast. Ich habe ja schon darauf gewartet, dass aus irgendeinem Kanal irgendetwas kommt… und siehe da. Frage beantwortet.
    Na, was denkst Du? Kannst darauf zählen. Ich mach das mal mit. War dir sicherlich eh schon klar.

  6. Hey Stefan,

    alles läuft im gewohnten Muster: kritische Stimmen werden gelesen, gehört und den Kritikern evtl. sogar beigepflichtet. Ach, wären wir doch nicht so bequem – meine alltäglichen Dinge werden mich überrollen und damit brauche ich das gewohnte nicht als neu bezeichnen.

    Bei den sehr ironischen (und auch wie gewohnt, ein Schmunzeln meiner Mundwinkel verursachten) sowie meinen verwerflichen Gedanken gegenüber diesem Award entgegenkommenden Ausführungen (hoch freudig drauf gefasst, einen Abgesang lesen zu können), musste ich am Ende doch ernüchtert feststellen, dass es nur eine Rechtfertigung für die besagte Nicht-Nominierung der Vergangenheit war.

    Trotzdem oder gerade deswegen, alle Fragen brav beantwortet, in gewohnter Manier, in dem von mir sehr geschätzten ironisch offenen und kritischen Schreibstil, wurde ich wieder vortrefflich unterhalten. Es fehlte mir zum Schluss, wenn auch nur ein kurzer Moment, ein wenig der eingeläutete Abgesang. Das mag aber sicherlich an meiner persönlichen Abneigung liegen. Doch das brauche ich ja nicht weiter aufzuwärmen, ist ja nicht all zu lange her, als ich dem Liebsten Award in der derzeitigen Form, meine Zuneigung entzogen habe.

    Toll Stefan, hat mir mal wieder sehr gut gefallen – als lesenswert zu empfehlen!
    LG Ede

    1. Hallo Ede,

      Kettenbrief ist, was du draus machst! Zwei Nominierungen von renommierten Bloggern sind für mich Argumentationshilfen genug – ohne mich oder meinen Schreibstil aufgeben zu müssen 😉

      Nun bin ich damit auch durch, habe es aber mal ausprobiert. Ganz unter uns: tat nicht weh…

      Danke für die lobenden Worte und den langen Kommentar!

      Viele Grüße
      Stefan

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