Blog-Design – schrei‘ doch nicht so!

In den 80er-Jahren war alles bunt oder zumindest vieles nicht schön, aber selten dämlich. Das betraf auch die oftmals grauenvoll gestalteten Websites. Diese Zeiten gehören dankenswerterweise der Vergangenheit an. Zumal die heutigen Blogs und entsprechenden Blog-Designs mit den Internet-Anfängen nichts mehr gemein haben. Ohnehin ist die Blogosphäre im Allgemeinen – egal ob Newbie oder Profi – recht professionell organisiert, nachhaltig vernetzt, charmant hilfsbereit und vor allem ehrlich. So können etwaige Geschmacksverirrungen wenigstens gemeinsam erörtert werden. Dank eines ideenreichen Gedankenaustauschs kann man von den Erfahrungen und dem Wissen der Mitstreiter unheimlich profitieren.

Blinkend oder Lackschuh, alles nichts oder?

Sei gut und nicht zu heilig. Schmeiß Dein Herz nicht in den Staub. Halt den Kopf voller Scherben. Wenn ich Dir Luftschlösser bau. Regenbogenleicht. Selig

Natürlich gibt es stets die eine unstrittige Komponente: Geschmack! Dennoch existieren genauso wenig diskutable Basics, die ein Blogger (und somit zugleich Webseiten-Betreiber) beim Blog-Design beherzigen sollte. Dazu gehören unbedingt glitzernde Kolorierungen als Begrüßungskomitee und Schriftarten in allen erdenklichen Regenbogenfarben. Nicht. Aber wenn wir schon bei Blödeleien sind, schließen wir doch einfach den Kreis von Mut und Hässlichkeit…

Blog-Design folgt Mehrwert

Ann-Bettina Schmitz möchte im Rahmen einer Blogparade der Frage nachgehen „Nach welchen Kriterien sucht ihr das Design für euren Blog aus?„. Nach meinen vermeintlichen Verfehlungen zu Beginn des hiesigen Blogposts, folgt nun der seriöse Teil respektive die ernsthafte Teilnahme am Aufruf. Ich bringe quasi die Liebe mit zum Design-Detail ein. Ok, genug vermeintlich witzige Wortspiele. Entschuldigung.

Wie im echten Leben entscheiden auch bei der neutralen Blog-Betrachtung häufig wenige Sekunden darüber, ob ein weiterer Blick investiert und belohnt oder lieber die Absprungrate erhöht werden sollte. Pauschale Aussagen sind diesbezüglich zwar mit gewisser Bescheidenheit zu treffen, doch können einige Kriterien für ein gelungenes Blog-Design herausgestellt werden. Diese wiederum entspringen einer rein subjektiven Denkart – der meinigen.

Beim Produktdesign oder in der Architektur gibt es mit „form follows function“ einen prägenden Gestaltungsleitsatz. Wörtlich übersetzt soll sich demnach die Form oder die Gestaltung von Dingen aus ihrer Funktion beziehungsweise ihrem Nutzungszweck ableiten. Frei interpretiert könnte aus dieser richtungsweisenden Essenz, hinsichtlich der zuvor genannten Frage sowie der Leser-Wahrnehmung oder dessen Nutzen oder Verständnis von Content, der Merksatz werden: Blog-Design folgt Mehrwert!

Ich glaube nämlich, dass die meisten neuen Blog-Besucher über einen bestimmten Suchbegriff, über ein Schlagwort des persönlichen Interesses oder bestenfalls eine Empfehlung auf den angewählten Blog stoßen. Und ich glaube auch, dass sich die wenigsten Gäste bei individuell gut aufgehobenem Mehrwert ernsthafte Gedanken über das dazugehörige Blog-Design machen – geschweige denn, das (zu erlangende) Wissen zu verschmähen und dem Augenschmaus unterzuordnen. Wenn das Design des gefundenen Blogposts nur einigermaßen ansprechend oder jedenfalls nicht vollends abtörnend ist und genügend Input das leibliche Wohl beglückt hat, wird der Nutznießer wiederkehren. Kommt doch schlussendlich alles wieder. Womit wir wieder bei den 80er… äh nein, sind wir nicht.

Es gibt umgekehrt genügend Fälle, bei denen ich durch Zufall oder Neugierde einen Blog entdeckt habe und dort hängengeblieben bin. Was tatsächlich unter anderem daran lag, dass mich die Seiten grafisch angesprochen und zum Bleiben angeregt haben. Dass mich die Benutzerfreundlichkeit prompt eingefangen hat und mir die jeweilige Thematik des Blog-Gesamtpakets eigentlich keine andere Wahl ließ. Gekommen um zu bleiben.

Wir gehen nicht, aber wenn wir gehen, dann gehen wir in Scheiben. Entschuldigung, aber ich sagte: wir sind gekommen um zu bleiben. Gekommen Um Zu Bleiben. Wir Sind Helden

In Puncto Design stoßen mir besonders Werbebanner ohne jeglichen Bezug zum angepriesenen Blog, wirre Links zu ominösen Websites, maßlos übertriebene Eigenwerbungen mit Omnipräsenz sowie schlechte Fotos, Grafiken und sonstige Abbildungen übel auf. Über die Farbwahl will ich mich gar nicht groß beklagen oder auslassen. Vorwiegend hat mich das bei meinen zahlreichen Überraschungsbesuchen nicht tangiert. Kein Grund zur Aufregung. Aber eine kleine Anekdote zur Recherche dieses Blogposts sei mir gestattet: via Google bin ich ziemlich schnell auf ein Angebot zur Farbtypenberatung aufmerksam gemacht worden. Das bunte Bild, was sich mir dort bot, war… war… war erschreckend schlimm. Also genauso grauenvoll wie dieses Adjektiv, gewissermaßen wie die kleine Schwester von Nett. I kann das net!

Kriterien für das Blog-Design
  • Farbe: Weißer Adler auf weißem Grund hat schon bei Otto nicht funktioniert. Einverstanden, der Lachreflex war kurzzeitig da. Die Farbwahl eines Blogs sollte sich jedoch in erster Linie am Kontrast orientieren, nicht an zweitklassigen Jokes. Dunkelblau auf Hellblau ist zum Beispiel meiner Meinung nach eher suboptimal, alldieweil teilweise nur schwer lesbar. Bisschen eigener Gusto sei dennoch erlaubt. Ich mag schlicht und nur wenig Veränderungen – by the way.
  • Schrift: Es empfiehlt sich eine gut lesbare Standardschrift einzusetzen. Unterschieden wird hier zwischen Serifenschriften (z.B. Arial Narrow oder Times New Roman) und serifenlosen Schriften, die bevorzugt werden sollten (z.B. Arial, Tahoma oder Verdana). Weniger Schnörkel ist eben oft mehr. Zu kleine Schriften bergen zudem die Gefahr, dass die Lesbarkeit oder der Lesefluss leidet. Deshalb lieber ein wenig größere als zu kleine Schriften nutzen. Allerdings nicht die Darstellung auf den mobilen Endgeräten vergessen.
  • Aufbau: Eine gute Navigation zeichnet sich für mich durch ein passendes Umfeld aus. Mein tiefgreifendes Interesse ist erst dann so richtig geweckt, wenn „Über mich“, „Impressum“ und „Datenschutz“ vorhanden sind und vor allem textsicher ein solides Wohlgefühl auslösen. Die Startseite ist darüber hinaus zunächst einzig als Lockvogel für neue Visitors gedacht. Wiederkehrende Besucher werden nur noch selten auf die Startseite gehen wollen.

Pssst! In der Mittagsruhe (nicht zu verwechseln mit der Mittagspause – Mahlzeit!) sind gänzliche Entgleisungen, die zu einer Ruhestörung oder einem Ausbruch persönlicher Empfindlichkeiten führen könnten, untersagt. Kicken im Innenhof übrigens pro forma immer. Und Bitte, Bitte: schrei‘ doch nicht so!


Autor: Stefan Schütz /
Foto: twinlili / pixelio.de

23 Kommentare zu „Blog-Design – schrei‘ doch nicht so!“

  1. Die berühmten ersten Sekunden dauern bei dir sehr… sehr… sehr lange. Es dauert, bis du auf den Punkt kommst. Ich hatte Tipps erwartet, aber denen macht zuerst die Blogosphäre und dann der Gag einen Strich durch die Rechnung.

    Bei vielen Blogs scheitert es am Schriftbild – leider. Die Schrift ist unruhig oder zu klein oder alles ist zu bunt, um gut zu sein 🙁

  2. Danke für die interessanten Hinweise. Mein nagelneuer Header ist ja quietschbunt, aber ich mag ihn trotzdem. Grundsätzlich gebe ich dir auf jeden Fall recht, am schlimmsten für mich sind blinkende Elemente oder Laufbänder, alles, was sich bewegt. Gerade ist es sehr in Mode, nach einem Moment ein Textfeld aufpoppen zu lassen, in dem auf andere Posts verwiesen wird. Das macht mich schier wahnsinnig, weil es mich aus dem Lesefluss reißt.

    Das wichtigste (neben den Inhalten natürlich) ist für mich aber tatsächlich, dass man die Schrift gut lesen kann, keine halbe Stunde nach der Kommentarmöglichkeit suchen muss usw.

    1. …besten Dank! Auch für deine zahlreichen Ergänzungen – das aufpoppende Textfeld als nervige Erscheinung ist mir die Tage mehrmals untergekommen. Sowohl bei der eigene Nutzung von bis dato unbekannten Blogs als auch in Form von Kritik anderer Mitstreiter. Für mich ein echtes Ausschlusskriterium. wobei mich tolle Inhalte milde stimmen können 😉

      Viele Grüße
      Stefan

  3. Ein sehr informativer Beitrag, der mich jedoch an meinem Blogdesign (bzw. speziell meinem Header) zweifeln lässt, ist dieser doch eher… bunt. Vielleicht wird es Zeit, mein Design zu überdenken?

    Vielen Dank auf jeden Fall für die Tipps und einen schönen restlichen Bloggerkommentiertag dir noch!

    Liebe Grüße
    Nathalie

    1. Hallo Nathalie,

      ich habe mir dein Blog angeschaut. Die Farbwahl finde ich gelungen und auch sonst ist der erste Blick stimmig – immerhin schreibst du ja über Beauty & Co.

      Ein bisschen viel Glitter für meine Begriffe… am schlimmsten ist aber das „Namensschild“! Man kann PiranhaPrinzession nur schwer lesen, was natürlich sehr schade ist, handelt es sich doch um (d)eine Marke!

      Weiterhin viel Erfolg
      Stefan

      1. Danke für den Hinweis! Da werde ich mich gleich morgen mal dranmachen, denn du hast schon recht (also mit dem Glitter nicht, der muss sein :D), den Namen sollte man lesen können.

  4. Ich habe mich gerade selbst in deinem Beitrag wieder gefunden. Für den Blogger Kommentiertag habe ich mir heute diverse Blogs angeschaut und habe gerne mal den Browsertab geschlossen, wenn ich über ein Blog stieß, das mich designtechnisch so gar nicht angesprochen hat. Auf gut designten Blogs blieb ich hingegen länger hängen, hatte ich das Gefühl. Kann ich nur unterstreichen, dass das Design eine wichtige Komponente in der heutigen Zeit ist.

    Viele Grüße,
    Jessica

    1. Hallo Jessica,

      vielen Dank, ein schöneres Lob kann es kaum geben! Aus diesem kostenlosen Theme habe ich das bestmögliche rausholen wollen – in diesem Jahr werde ich wohl den nächsten Schritt machen und dann auch das Design modifizieren. Die klaren Strukturen bleiben natürlich erhalten…

      Liebe Grüße
      Stefan

  5. Hallo lieber Stefan,

    ein sehr amüsanter und lesenswerter Beitrag, wie ich finde. Deine Kriterien für das Blogdesign sind wirklich tolle Tipps! 🙂

    Liebe Grüße und noch ein frohes neues Jahr!

    Bine

  6. Hallo,
    ich stimme Dir voll und ganz zu. Du klickst Blogs an und es erschlägt Dich optisch. Ich bin noch neu und muss sagen, dass es auch gar nicht so einfach ist mit der Gestaltung des Blogs. Danke für diesen Post.
    Liebe Grüße, Bee

  7. Lieber Stefan !

    Da wir gerade an einem zweiten Blog-Projekt arbeiten, die Beiträge schreiben wir derzeit im Hintergrund, steht bei uns auch demnächst die Blog-Design – Diskussion an. Dein Beitrag ist daher eine willkommene, hilfreiche Anregung.

    Liebe Grüße
    Alex

  8. Pingback: Auswertung der Blogparade zum Blog-Design | ABS-Lese-Ecke

  9. Hi Stefan, du hast das sehr schön und unterhaltsam zusammengefasst! Ich werde häufig von Kunden gefragt „Welches Theme soll ich nehmen?“ – und das lange bevor überhaupt klar ist warum, worüber und für wen derjenige überhaupt bloggen möchte. Das ist Fehler Nummer 1.
    Außerdem vergessen viele, dass das Blog-Design (oder Website-Design) die Inhalte unterstreichen soll – nicht mehr und nicht weniger. Ich glaube dazu sollte ich auch mal etwas schreiben 🙂
    Liebe Grüße
    Katharina

    1. Hallo Katharina,

      ich kann einfach nicht anders 😉

      Häufig wird beim (re)launch tatsächlich mit der Design-Gestaltung begonnen und der zu kolportierende Inhalt hinten angestellt – fataler Denkfehler! und: unbedingt solltest du darüber schreiben!

      Liebe Grüße
      Stefan

  10. Hallo Stefan,

    dein etwas anderer Beitrag gefällt mir sehr gut!
    Ich stimme mit dir überein, dass in einem Blog der Inhalt wichtiger ist. Trotzdem ist es mir schon passiert, dass ich manchmal einen Beitrag nicht fertig gelesen habe weil es sehr anstrengend war die Buschstaben zu entziffern, weil zu klein oder unlesbar (mangelnde Usability). Leider haben viele Blogs eine schlechte Navigation, die mir die Lust verleidet weiter im Blog zu stöbern.
    Leider ist das Blink, blink, das vom Inhalt ablenkt noch auf vielen Blogs gegenwärtig.
    Viele Grüße
    Kristina

    1. Hallo Kristina,

      das ist mir auch schon häufig passiert bzw. aufgefallen! In den meisten Fällen kehre ich dann nicht wieder zurück… vielleicht sollte man aber einen freundlichen Kommentar hinterlassen – um des Feedbacks wegen, wie kann das Blog sich sonst weiterentwickeln?

      Viele Grüße
      Stefan

  11. Hallo Stefan,
    das ist sicher der ungewöhnlichste Beitrag zu meiner Blogparade 🙂 Dabei ist das Motto „Schrei doch nicht so“ richtig gut. Es gibt leider immer noch Blogs und Webseiten, bei denen das Design den Inhalt komplett erschlägt oder so gut verbirgt, dass der Besucher genervt das Weite sucht.
    Viele Grüße
    Ann-Bettina

    1. Hallo Ann-Bettina,

      bleiben doch wir musikalisch: „ist es normal nur weil alle es tun ist es normal nur weil alle es tun…“ 😉 schön, wenn ich deine Blogparade noch etwas bunter mitgestalten konnte!

      Viele Grüße
      Stefan

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