Aus digital und economy wird Digiconomy – persönliche Eindrücke von der dmexco

Aus, Aus, Aus! Die dmexco schließt für ein Jahr wieder ihre Pforten. Wobei eher für ein Jahr minus zwei Monate, wenn der Veranstalter am erstmals neu gestalteten Ticketverkaufssystem festhält. Bei den Menschenmassen an beiden Messetagen gibt es wohl kaum einen Grund, die Strategie von kostenpflichtigen Eintrittskarten zu ändern.

Neuerdings waren je nach Order-Zeitpunkt nämlich die Preise gestaffelt. Waren zu Beginn der Verkaufsphase noch alle Tickets kostenfrei, mussten Spätentschlossene bis zu 400,- EUR berappen. Ich vermute ganz stark, dass nur ein Bruchteil der Besucher tatsächlich vor Betreten der Expo und Seminare überhaupt ins Portmonee gegriffen haben.

Ich habe jedenfalls rechtzeitig gebucht und mich bei meiner fünften Teilnahme für zwei halbe Tage entschieden. Einige persönliche Eindrücke der 7. dmexco möchte ich euch nicht vorenthalten und sind fester Bestandteil dieses Blogposts.

Save the Internet – Promis und Klamauk

Jetzt folgt ein erster Abschnitt zum warm werden, der unbedingt mit einer ordentlichen Portion Ironie-Verständnis zu genießen ist. Ansonsten kann man die nachstehenden Worte nicht ertragen und sollte schleunigst zum nächsten Absatz wechseln. Ah, geht schon los.

Irgendwie kann ich mich nicht vollends von dem Gedanken lösen, dass mit der dmexco etwas passiert sein muss. Anders kann ich mir zum Beispiel das Promi-Aufgebot nicht erklären: Jana Ina Zarrella, Arthur Abraham und Walter Freiwald – um nur einige Sternchen zu nennen, die im Namen von Ausstellern unterwegs waren.

Beim YouTuber LeFloid sowie Andreas Türck, TV-Moderator und Gesellschafter der Mediaagentur pilot, sind zugegebenermaßen weitaus mehr Schnittmengen zur digitalen Wirtschaft und ebenso große Unterschiede zu plumpen Werbeeffekten mit den erstgenannten Personen auszumachen.

Sie waren alle da, hurra. Nach einem Blick in die Printausgabe zur Messe der „ONE to ONE“ wusste ich dann auch warum. Es gibt einen sogenannten Testimonial-Effekt. Wirklich wahr. Der Artikel im besagten Medium beruft sich auf eine Studie vom Marktforschungsinstitut Human Brand Index, die faszinierende Ergebnisse zu Tage brachte:

  • Der Werbeeinsatz von Prominenten kann sich offenbar rentieren.
    (Alles kann, nichts muss)
  • Dr. Grieger & Cie. konnte einen Effekt nachweisen.
    (Nach einem zweiten und/oder weiterem wird noch gefahndet)
  • 85 Prozent der Befragten gefällt ein Testimonial gleich gut oder besser als Werbung ohne Prominente.
    (Äh, 85 Prozent dieses Satzes vergleicht Äpfel mit Birnen und der anderen Hälfte ist alles egal)
  • Außerdem bringt der Einsatz eines Prominenten in einem Spot durchschnittlich 1,43 Prozent mehr Kunden.
    (Dreimol Null es Null es Null)

Ob der Autor des auszugsweise (und unverfälscht) zitierten Beitrags lediglich seine Interpretation der Studie wiedergegeben hat oder ob wirklich so viele nichtssagende Attitüden in selbiger vorhanden sind, ist nicht überliefert. Mund abwischen, weitermachen.

Digital hin oder her, die Publisher à la W&V, Horizont, absatzwirtschaft, acquisa, t3n & Co. haben sich wie gewohnt nicht nehmen lassen, mit einem eigenen Stand vor Ort oder teilweise eigener Print-Sonderausgaben präsent zu sein. Am kreativsten waren noch die letztgenannten digital pioneers, die mit einem Fotobus für Abwechslung sorgten.

Aus digital und economy wird Digiconomy

Tipp: Wer es verpasst hat, die Leitmesse für die digitale Wirtschaft oder den Gastgeber respektive Inhaber der Marke dmexco zu besuchen, dem möchte ich zumindest das Standardwerk „Social Media Kompass“ vom gleichnamigen BVDW ans Herz legen. Neben der gebundenen Ausgabe (kann man das so sagen?) ist dieser natürlich auch digital erhältlich.
Bridging Worlds – Connecting „echte“ Themen

Kommen wir zum Motto der diesjährigen dmexco und zum Eingemachten. Im offiziellen Guide 2015 begeben sich Christian Muche, Director Business Development, Strategy & International, und Frank Schneider, Director Marketing, Sales & Operations, auf die Suche nach dem „God’s Algorithm“ der Digiconomy.

Sie sind nachhaltig, komplex und erfordern einen hohen Grad an Interaktion. Auf die gesamte globale Ökonomie wirken immer stärkere digitale Kräfte. Wir befinden uns ohne Zweifel bereits mitten in einer ‚Digiconomy‘, einer realen digitalen Ökonomie, in der dank des enormen technologischen Fortschritts und der allumfassenden digitalen Transformation wirtschaftliche Gesetze und Strukturen einem umfassenden Wandel unterzogen werden und laufend neue Businessmodelle entstehen.

God’s Algorythm: Man kann sich die Digiconomy mit all ihrer Dynamik und Komplexität wie einen extrem verstellten Zauberwürfel vorstellen. Zunächst scheint die Aufgabe schier unlösbar. Mit der richtigen Strategie lässt sich die Herausforderung aber in beeindruckender Geschwindigkeit lösen. In der Cube-Szene wird die Methode, von einer beliebigen Stellung aus den kürzesten Weg zu finden, als God’s Algorythm bezeichnet – eine Art Super-Algorithmus sozusagen.

Das Video zeigt den aktuellen Weltrekord für das Lösen eines Zauberwürfels von US-Teenager Collin Burns bei einem High-School-Wettbewerb. Ihm gelang das Kunststück in unglaublichen 5,25 Sekunden.

Tipp: Diese Ausführungen basieren größtenteils auf dem kostenlosen Whitepapers der beiden oben genannten Investoren und Veranstalter – quasi eine Bebilderung ihrer Ansätze oder schlichtweg Beispiele in Form von weiterführenden Links. Lesen und Klicken lohnt sich!

1. Verbindung zwischen Old und New Economy

Die scharfe Trennung von Old und New Economy als Wirtschaftsbereiche verliert im Zuge der Digitalisierung an Bedeutung. Google wird in absehbarer Zeit Fahrzeuge herstellen. Neben Paketshops werden Umkleidekabinen entstehen.

2. Verbindung zwischen realer und virtueller Welt

Wirtschaftliche Erfolge werden künftig davon abhängen, ob Unternehmen reale und virtuelle, analoge und digitale Welten miteinander verbinden und die Brücke zum Konsumenten schlagen können. Vernetze Produkte wie Smartwatches eigne sich nicht nur zur Erfassung von Daten, sondern generieren zudem neue Touchpoints für die Marketing-Kommunikation.

3. Verbindung zwischen Marketing- und Technologieexperten

Das größte Risiko für Unternehmen auf dem Weg in die Digiconomy besteht in einer Kombination aus mangelnder Investitions- und Innovationsbereitschaft, sturem Festhalten an etablierten Prozessen und Modellen und zu langen Entscheidungswegen oder Hierarchieproblemen.

Digitalisierung führt nicht zwangsläufig zur Konsequenz Maschine statt Mensch. Dass dem jedoch so sein kann, wurde mir in einer Session zum Thema „Under Pressure – Transforming Brands into Digital“ deutlich vor Augen gehalten.

Aus digital und economy wird Digiconomy

Hier wurde zunächst live im Publikum abgefragt, was wohl die größte Herausforderung bei der digitalen Transformation von Marken ist. Die Technologie kam auf 4 %, die Prozesse auf 32 % und die Menschen auf aussagekräftige 64 %. Ein Teilnehmer des mit Persönlichkeiten gespickten Panels fügte mit Blick auf die Motivation der Mitarbeiter zur Verwirklichung der digitalen Transformation hinzu:

Die Mitarbeiter sägen auch am eigenen Ast. Wir wollen bis zum Jahr 2018 in einigen Prozessen 85 % automatisieren. Markus Haas, COO von Telefonica.

4. Verbindung zwischen Konsumenten und Marken

Alles – Personen, Unternehmen, Geschäftsmodelle, Branchen, Märkte – ist der digitalen Transformation unterworfen. Individuelles Livestreaming wie beispielsweise Periscope, steht kurz davor massentauglich zu werden. Auch im Bereich Commerce ist die intelligente Verknüpfung von Online und Offline das Erfolgsrezept.

5. Verbindung zwischen Kulturen und Kontinenten

Revolutionäre Innovationen stammen meist aus Ländern mit optimalem Nährboden für Gründer. Deutschland gehört eher nicht dazu. Geniale Ideen und disruptive Geschäftsmodelle kommen häufig von Einzelpersonen und nicht von marktführenden Konzernen. Uber zum Beispiel macht weltweit etablierte und staatlich verankerte Transportunternehmen überflüssig – die dahinterstehenden Werte seien außer Acht gelassen.

Grundsätzlich haben solche Entwicklungen demnach sogar das Potenzial, ganze Märkte zu transformieren. Die Zyklen der Degiconomy sind brutal schnell. Marketing, Media, Kreation und Technologie müssen sich über Ländergrenzen hinweg mit Trend, Theorien und Zukunftsszenarien auseinandersetzen und darauf reagieren. Schöne neue Welt?!

Eine nachweisliche Änderung an der dmexco gab es übrigens doch: das WLAN funktionierte reibungslos und allen Ecken und Enden…

Großer Dank geht stellvertretend für den Social Media Club Stuttgart an Anett Gläsel-Maslov, Johannes Korten für den emotionalen Vortrag zu #einBuchfuerKai, Daniela Sprung für die erneuerbare Energie meines Smartphones und den via Barkeeper von AllYouNeed.com überreichten Gewinn ihrer Blogparade, Anna Franzen für das in mich gesetzte Vertrauen in punkto öffentlicher Verkehrsmittel, The Reach Group für die Gastfreundschaft auch ohne personalisiertem Kuchen und das Team um 3m5. Media für das Feierabendbier sowie zahlreiche Häppchen!

CTA: Wie hat euch die dmexco gefallen? Warum konntet ihr nicht kommen? Hinterlasst eure Eindrücke und Meinungen sehr gern hier im Blog!

Autor: Stefan Schütz /
Foto: Aka / pixelio.de

2 Kommentare zu „Aus digital und economy wird Digiconomy“

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